FSS Frankfurt » Schweizer Straße
Im Rahmen der Ausstellung „Fahr Rad! Die Rückeroberung der Stadt“ wurden wir vom Deutschen Architekturmuseum gebeten, eine Ideenskizze für die Schweizer Straße zu entwerfen.
Als unmittelbare Anwohner der Schweizer Straße leiden wir unter ihrem gegenwärtigen Zustand: zu viel Autoverkehr, zu viele PS-Poser, zu viele Dummparker, zu viel Lärm, zu schlechte Luft, zu versifft, zu wenig Platz für Menschen, kaum Aufenthaltsqualität, kaum Sitzmöglichkeiten, zu enge Bürgersteige, gefährliche Situationen – insbesondere für Kinder und Senioren – minderwertige Gestaltung, schäbiges Mobiliar, rotes Knochenpflaster, chaotische Verkehrsführung, zu viele Verkehrsschilder. Die Schweizer Straße will mondän sein, doch zeigt sie sich heute in einem unwürdigen Zustand: in die Jahre gekommen und abgetragen.
Unsere Vision für die Neugestaltung der Schweizer Straße ist vergleichsweise einfach und darin doch radikal: Wir wünschen uns einen Straßenraum, der die Fläche für fahrende und parkende Autos reduziert zugunsten eines lebendigen Stadtraums.
Das Konzept: In der Mitte der Straße verbleibt je eine Fahrbahn in beide Richtungen, die sich Straßenbahnen und Autos teilen. Radfahrer erhalten rechts davon eigene zwei Meter breite Radstreifen. Die verbleibenden Flächen werden großzügiger gestaltet, so dass mehr nutzbarer Raum für Fußgänger, Auslagen, Gastronomie, Bäume und Radständer bleibt. Die Verkehrsführung am Schweizer Platz wird radikal vereinfacht: die Seitenstraßen dienen nur noch dem Parken – sie werden nicht an den Schweizer Platz angebunden. So kann der Schweizer Platz endlich zum zentralen Stadtteilplatz werden.
Um die Attraktivität der Straßenbahn noch weiter zu erhöhen, wird der Straßenbahnverlauf zwischen Otto-Hahn-Platz und Schweizer Straße von der Garten- in die Hans-Thoma-Straße verlegt eine neue Haltestelle »Museumsufer« in der Hans-Thomas-Straße, Ecke Schweizer Straße, eingerichtet. Das Plätzchen wird aufgewertet, die Straßenbahn kann großzügig um die Ecke fahren. Die bestehende Straßenbahntrasse in der Gartenstraße wird aufgegeben, so dass der Gefahrenpunkt an der Ecke Schweizer Straße entfällt. Die Gartenstraße wird durchgängig als Allee mit breiten Radstreifen gestaltet.
Die beide Haltestellen auf der Schweizer Straßen wandern jeweils rund 100 Meter Richtung Süden: Die erste zentral in die Mitte des Schweizer Platzes und die zweite vor den Schulhof der Freiherr-Vom-Stein-Schule. Auf diese Weise wird das Umsteigen zur U-Bahn und den anderen Linien erleichtert. Gleichzeitig profitieren Schweizer Platz und Schulhof von der Zusammenfassung der Haltestellen- und Platzfläche.
Als Bewohner der Schweizer Straße haben wir den Möglichkeiten des Ortes nachgespürt und wollen mit den hier präsentierten Vorschlägen Denkanstöße setzen wie auch einen inhaltlichen Beitrag für eine mögliche weiterführende Diskussion leisten. Wir würden uns wünschen, dass die Stadt Frankfurt am Main die Impulse dieses Ideenlabors aufgreift, um einen strukturierten und von allen Akteuren getragenen Planungsprozess zu initiieren. Nach den durchweg positiven Erfahrungen an verschiedensten Orten schätzen wir das Format moderierter und fachlich kompetent begleiteter Planungswerkstätten, bei denen die Öffentlichkeit, (Gewerbe-) Anlieger und städtischen Ämter gemeinsam die heutige Situation analysieren und Strategien für die Zukunft erarbeiten. Begleitend zu einem solchen Planungsprozess können die Grundlagen für eine sachliche Diskussion mittels wissenschaftlicher Methoden erhoben, z.B. der tatsächliche Nutzen der Parkplätze eruiert werden. Unsere Vermutung ist, dass Kunden und Gäste, die auf der Schweizer Straße parken, nur einen sehr geringen Anteil am Umsatz der Läden und Gastronomiebetriebe generieren. Und wir sind der festen Überzeugung, dass mit einer Umgestaltung zukünftig mehr Menschen die Schweizer Straße besuchen, weil sie nicht nur die vielfältigen Angebote und Dienstleistungen schätzen, sondern sich dort wohlfühlen!
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