SIH Speyer » Industriehof
Speyer Industriehof » eine einzigartige Denkmalanlage wird erhalten und durch präzise Raumfiguren und flexible Baufelder zu einem vitalen und atmosphärischen Quartier entwickelt.
3. Preis (2.Rang) in einem nicht offenen zweiphasigen städtebaulichen Realisierungswettbewerb 2021 – 2022
Landschaftsplanung: wgf.objekt Nürnberg
Architektur: tektonik und Dreysse Architekten, Frankfurt am Main
Schaffung eines urbanen Quartiers als Vernetzungsraum am nordöstlichen Rand der Innenstadt.
Die einzigartige Denkmalanlage des Industriehofs wird in ihrem Charakter insbesondere im nördlichen Teil soweit wie möglich erhalten und behutsam weiterentwickelt. Mit einer räumlich differenzierten Strategie soll das Areal zu einem vitalen Quartier entwickelt werden. Präzise Raumfiguren und flexible Baufelder fügen sich zu einer prägnanten Komposition zusammen, die als Ordnungsgerüst die baulichen Aktivitäten steuern und dabei die unterschiedlichen Qualitäten der Räume und Gebäude zur Geltung bringen soll.
Die Hauptachse des Areals wird vom Autoverkehr entlastet und soll als zentrale Wegeachse vorwiegend den Fußgängern und Radfahrern dienen. Diese »Meile« verbindet den heutigen Eingang mit den Freiräumen im Westen und fokussiert die Aktivitäten in einem abwechslungsreichen Stadtraum mit großer Lebendigkeit. Der Eingang im Osten wird durch ein Foyer gebildet, welches sich zum Rhein hin orientiert und mit einem prägnanten Torhaus markiert wird. Im Westen fungiert der Celluloidplatz als attraktiver Platzraum für Erholung und Bewegung und öffnet das Areal zum angrenzenden Landschaftsraum sowie den weiteren Quartieren Speyers. Seine Ausrichtung auf das stadtbildprägende Nitrierungsgebäude inszeniert mit den benachbarten historischen Gebäuden einen einzigartigen identitätsstiftenden Stadtraum. Das markante Meilenhaus markiert das westliche Ende der Meile und leitet die Bewegung in den westlich angrenzenden Freiraum um.
Die Platzräume des Schlossereiplatzes und des Wäschereiplatzes gliedern die Meile an Orten mit besonderem Charakter und öffnen das Areal nach Süden. Zwei Erschließungsachsen im Süden und Norden entlasten die Meile vom MIV und sorgen für die entsprechende Orientierung auch für Besucher. Die südliche Achse wird als öffentliche Straße ausgebildet, die nördliche wie bisher als shared space im Firmengelände.
Die präzise gefügten Raumfiguren definieren Baufelder, die einen spezifischen Charakter aufweisen. Das Pfirrmannfeld im Nordosten wird als gemischtes Quartier neu entwickelt. Solitäre Kuben fügen sich zu einem Ensemble mit großer Urbanität. Das Pförtnerfeld südlich der Meile nimmt einzelne kleinere Neubauten auf. Das Gartenfeld orientiert sich zur Villa und soll ein Wohngebäude mit integrierter Kinderbetreuung aufnehmen. Die Hallen (49 und 50) am Schlosserplatz sollen Funktionen der Nahversorgung integrieren. Das Schlossereifeld in der Mitte zeichnet sich durch eine Durchdringung von alter und neuer Bebauung aus. Ein bis zu 7 Geschossen hoher Würfel soll unter Integration der Lagerhalle (53) als Hotel und in Kombination mit Wohnen als Holzgebäude eine neue Landmark bilden. Das Wohnfeld im Westen greift durch die offene Baukörperkomposition den Charakter des Ortes auf und erzeugt besondere Wohnqualitäten mit vielfältigen Durchdringungen zum Freiraum.
Für die Bestandsbauten werden Nutzungsvorschläge gemacht, die in Abhängigkeit von den Bedarfen und der Vermietungssituation situativ und flexibel umgesetzt werden. Der Hallenkomplex 2 (Wäscherei, Holländerbau) eignet sic besonders für Events und Gastronomie. Im nördlichen Teil sollte im Hallenkomplex Maschinenhaus (33), Getriebehaus (31), Walzensaal (11) und Einmachsaal (10) schrittweise ein Industriemuseum mit ergänzenden Bildungsangeboten etabliert werden. Im Norden wird am Standort des ehemaligen Kesselhauses ein prägnantes Gebäude geplant. Als makerspace weist es exzellente Arbeitsbedingungen und Gemeinschaftsfunktionen für die produzierenden Betriebe auf.